Wandertag in Sulzbach: Durch den Femelwald zu schönen Aussichten
BKZ-Wandertag Bei sonnigem Herbstwetter herrschten bei der zwölften Auflage des BKZ-Wandertags optimale Voraussetzungen für die Tour. Angeleitet von Gemeindeförster Axel Kalmbach erfuhren die Teilnehmer viel Interessantes über Sulzbach an der Murr und den Gemeindewald.
Von Melanie Maier
Sulzbach an der Murr. 72 Wandersleute und drei Hunde haben sich am Freitag in Sulzbach an der Murr auf die vorletzte Tour mit unserer Zeitung gemacht. Um 14 Uhr begrüßten Sulzbachs Bürgermeister Dieter Zahn und der stellvertretende Redaktionsleiter Matthias Nothstein die Teilnehmer und Teilnehmerinnen auf dem Parkplatz der Freizeitanlage Seitenbachtal. „Wir sind hier schon mitten im Gemeindewald“, sagte Zahn. Dieser umfasse zirka 700 Hektar, führte der Bürgermeister aus. Insgesamt sind sogar 2600 Hektar der rund 4000 Hektar Gemeindefläche bewaldet, weswegen die Wanderung mit der BKZ auch größtenteils durch den Wald verlief. Aus demselben Grund leistet sich die Gemeinde Sulzbach seit rund 70 Jahren einen eigenen Förster. Axel Kalmbach, der das Amt seit nunmehr 28 Jahren innehat, leitete die Gruppe mit den stellvertretenden Bürgermeistern Edelgard Löffler und Steffen Schmidt an diesem Tag an, da Bürgermeister Zahn gesundheitlich angeschlagen war.
Gleich zu Beginn führte er auf dem neuen, 6,5 Kilometer langen Premiumwanderweg „Sagenhafter Femelwald“ steil bergauf. Der eine oder die andere kam schon etwas ins Schwitzen; einige zogen ihre Jacken aus. Die erste Pause folgte an den beiden „Gruhsteinen“, zwei nebeneinanderliegenden Felsblöcken am Hohen Weg. Dieser war früher ein wichtiger Verbindungsweg zwischen Sulzbach an der Murr, Großerlach und den Sulzbacher Teilorten, weiß Förster Kalmbach. „Die Steine“, erklärte er, „waren nicht nur dazu da, um Lasten abzustellen. Laut Überlieferung waren sie speziell für Särge gedacht.“ Auf dem Weg von einem Teilort zum Sulzbacher Friedhof konnten die Sargträger an den beiden „Gruhsteinen“ – also den Steinen zum Geruhen, „Gruhen“, oder Ausruhen – pausieren.
Neue Strecken kennengelernt
Für die Wandergruppe war die Pause bald wieder vorbei, es ging weiter bergauf durch den Wald. Roland Malutzki trug sein Hündchen Leo auf dem Arm den schmalen Erdweg nach oben. Die zwei waren bei jeder der BKZ-Touren dabei. „Ich hab Zeit, ich bin im Ruhestand“, erklärte 67-jährige Backnanger. Am meisten gefallen habe ihm bis jetzt die Murrhardter Runde, berichtete er: „Die war von der Tour her schon etwas anspruchsvoller, eine richtige Wanderung.“
Für Bruni Freitas, die ebenfalls aus Backnang kommt, ist es dagegen die erste BKZ-Wanderung. Obwohl sie und ihr Mann seit mehr als 30 Jahren einen Gemüsegarten in Sulzbach haben, kenne sie diese Strecke noch nicht, sagte die 81-Jährige: „Von der Seite bin ich noch nicht gelaufen.“
Elke Scharf hat die Wanderung durch Sulzbach bewusst ausgewählt, „um einen größeren Radius zu kriegen“. Die 66-jährige Backnangerin war schon bei der Tour in Oppenweiler mit dabei. „Ich bin seit einem Vierteljahr Rentnerin und genieße es, am Freitagnachmittag einfach wandern gehen zu können“, berichtet sie. „Das ist eine tolle Idee von der Zeitung“, fügte sie hinzu und regte an, 2023 eine Neuauflage zu starten. „Die Naturführerinnen und Naturführer könnten die Leitung ja übernehmen“, meinte Scharf. Die Nachfrage wäre auf jeden Fall da. Gleich mehrere erkundigten sich, ob die BKZ im kommenden Jahr wieder Wanderungen anbieten werde.
Schnapslieferung per E-Bike
An der Helenenruhe hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum ersten Mal die Gelegenheit, etwas länger ins Gespräch zu kommen. Bürgermeister Dieter Zahn brachte mit dem E-Bike zwei Flaschen Schnaps vorbei: eine kleine Stärkung zur schönen Aussicht. Die Geschichte von der Helene werde er jetzt nicht erzählen, sagte Förster Axel Kalmbach, man könne sie aber auf dem Hinweisschild, das zum Premiumwanderweg gehört, am Rande der Lichtung nachlesen. Kalmbach berichtete stattdessen, dass die Gruppe nun auf dem Gebiet des Stöckles-Weingartens stehe, einem der zwei ehemaligen Weinstöcke der Gemeinde.
Dieter Zahn informierte über Sulzbach an der Murr: Rund 5500 Einwohner habe die Gemeinde, davon leben etwa 4300 im Hauptort, die restlichen 1200 verteilen sich auf die insgesamt 16 Teilorte. Den Blick auf das vor ihm liegende Murrtal gerichtet, deutete Zahn auf die Werke der Firma Erkert. „Da liegen unsere drei Traumschiffe – oder Raumschiffe“, scherzte er. Das Unternehmen, das seit 1935 Präzisionsteile für die Automobilindustrie anfertigt und einen Jahresumsatz von rund 250 Millionen Euro hat, sei mit rund 1200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und 100 Auszubildenden der größte Arbeitgeber in Sulzbach. „Man kann sagen: Wer Mercedes fährt, fährt mit einem Teil aus Sulzbach“, sagte Zahn. Außerdem werden dort für den Boschmittelmotor Antriebswellen produziert.
Hochwasserschutz in Sulzbach
Anschließend berichtete er von der Umgestaltung der Ortsmitte, dem Anschluss der Kommune an die Nahwärme, an die alle gemeindeeigenen Gebäude außer die Sporthalle angegliedert sind, und vom Hochwasserschutz. Das Thema beschäftigt die Gemeinde seit vielen Jahren. „2011 hatten wir ein 50-jähriges Hochwasser, ein 100-jähriges habe ich zum Glück noch nicht erlebt“, sagte Zahn. 2013 wurden die Hochwasserschutzmaßnahmen in Sulzbach genehmigt, 2015 mit dem Bau von Schutzmauern und Dämmen begonnen. Diese fassen den Fischbach auf 80 Metern zwischen B-14-Brücke und Doleneinlauf ein. Auch zwei Pumpwerke wurden gebaut, um das Wasser aus den Bergen über die Absperrungen zu hieven; ein kleines an der Lettenbrücke und ein größeres bei der Firma Häussermann.
Von den Herausforderungen des Klimawandels und der Forstwirtschaft berichtete etwas später Förster Kalmbach mit Ausblick auf die Hohe Brach, die mit 586 Metern höchste Erhebung des Schwäbisch-Fränkischen Waldes. Rund 5400 Festmeter Holz erwirtschafte die Gemeinde momentan, sagte er, in normalen Jahren erziele man 40000 bis 50000 Euro Überschuss. „In sehr guten Jahren waren es auch schon mal 100000 Euro, das hat den Kämmerer natürlich gefreut.“ Bei einem Festpreis von unter 20 Euro für Fichtenholz wie 2019 und 2020 sehe die Lage natürlich ganz anders aus.
Aus dem Wald hinaus, auf dem Weg zum Weiler Berwinkel, genossen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Fernblick, der trotz des etwas diesigen Wetters bis zum Stuttgarter Fernsehturm reichte. Dann war es auch schon Zeit für die Rückkehr. Den Hang hinab ging es zurück zur Freizeitanlage Seitenbachtal, wo Bürgermeister Zahn zum Abschluss zu einer Einkehr einlud.
Wandertag Zum Abschluss unserer Aktion geht es am kommenden Freitag, 30. September, nach Aspach. Treffpunkt ist um 14Uhr in Rietenau am Wanderparkplatz Heiligental in der Heiligentalstraße. Dort wird die acht Kilometer lange Tour zwischen 17 und 18 Uhr auch enden. Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff wird die Gruppe führen. Unterstützt wird sie dabei vom Rietenauer Urgestein Dieter Weller und dem Aspacher Nabu-Vorsitzenden Jochen Schäufele.
Tour Von Rietenau geht es zunächst bergauf bis zur Mönchshütte und weiter Richtung Kreuzhalde. Dort befindet sich ein sogenanntes Waldrefugium, also ein Waldstück, das nicht bewirtschaftet, sondern der Natur überlassen wird. Durch das Jettenbachtal führt der Weg dann wieder zurück nach Rietenau. Unterwegs ist auch eine kleine Rast mit Verpflegung vorgesehen. Toiletten gibt es auf dem Weg allerdings keine.