Firma Balluff rundet das Backnanger Industriegebiet Lerchenäcker ab
Auf zwei Grundstücken südlich der Backnanger Rettungswache baut die Firma Balluff im Industriegebiet Lerchenäcker mehrere Gebäude und ein Parkdeck. Die Erschließung der Gebietserweiterung soll im April losgehen, damit die Firma im Juni mit dem ersten Bauabschnitt starten kann.
Von Matthias Nothstein
Backnang. Eineinhalb Stunden lang wurde die südliche Erweiterung des Industriegebiets Lerchenäcker und das Engagement der Firma Balluff auf diesen Flächen im Backnanger Ausschuss Technik und Umwelt vorgestellt. Dann sprach SPD-Stadtrat Heinz Franke vermutlich allen Stadträten aus dem Herzen, als er zusammenfasste: „Wir hatten in den vergangenen Jahren schon deutlich unattraktivere Interessenten für Flächen in den Lerchenäckern gehabt.“ Wohl wahr. Balluff möchte auf dem 1,2 Hektar großen Areal im Anschluss an die Backnanger Rettungswache mehrere Gebäude mit drei, vier oder fünf Stockwerken bauen und sich anfangs mit 120 Arbeitsplätzen ansiedeln. Eine Prognose geht im Endausbaustadium gar von 300 Mitarbeitern aus.
Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Dieser Tage ging es erst einmal um den Bebauungs- und Flächennutzungsplan. Die Ausschussmitglieder empfahlen dem Gemeinderat, der am morgigen Donnerstag tagt, beides zur Auslegung zu beschließen. Wenn dann im Anschluss auch noch der Zweckverband Lerchenäcker das Vorgehen absegnet, kann es zügig weitergehen. Stadtplanungsamtsleiter Tobias Großmann rechnet damit, dass die Erschließung dieser letzten Erweiterung in Richtung Süden schon im April beginnen kann. Auch das Unternehmen Balluff steht bereits in den Startlöchern. Die Bauanträge für die ersten beiden Bauabschnitte sind schon eingereicht. Der Plan sieht vor, dass spätestens im Juni die Bagger rollen. Großmann nennt die Planung „sportlich, aber machbar“.
Zauneidechsen wurden bereits in den neuen Grünstreifen übergesiedelt
Als Vorarbeiten für die Erschließung des Gebiets müssen zuerst noch all jene Kanäle und Stromleitungen verlegt werden, die derzeit noch die Baufläche durchkreuzen. Zudem gab es bereits einen Grünstreifen, von dem man ursprünglich dachte, er wäre der Abschluss des Gebiets. In diesem Biotop hatten sich Zauneidechsen angesiedelt. Dieser Streifen wandert nun weiter südlich bis zum Feldweg, der vom Wasserturm zum Krähenbach hinunterführt und der von vielen Fußgängern und Radfahrern genutzt wird. Dabei handelt es sich nicht nur um „Freizeitverkehr“, sondern viele Radler und Fußgänger sind Pendler, die ihre Arbeitsstätte in den Lerchenäckern haben. Der neue Grünstreifen wurde bereits angelegt, die Zauneidechsen schon übergesiedelt.
Bauherr ist die Balluff GmbH aus Neuhausen auf den Fildern. Das Unternehmen mit etwa 3600 Mitarbeitern hat die Firma Matrix-Vision in Oppenweiler aufgekauft (wir berichteten). Weil eine Erweiterung am Standort in Oppenweiler nicht möglich ist, hat sich der Spezialist für Sensorik und Bildverarbeitung für einen neuen Standort in den Lerchenäckern entschieden.
Der Bauplatz ist insofern besonders, weil die beiden Grundstücke durch den öffentlichen Fuß- und Radweg unterteilt sind,
der die Verlängerung der Manfred-vonArdenne-Allee bildet. Nun wird die bisherige Stichstraße zur Rettungswache bis fast zum Gebietsende verlängert. Dazu erläutert Großmann: „Wegen der Erschließung war es für den Zweckverband einfacher, beide Grundstücke an ein einziges Unternehmen zu verkaufen.“ Der Stadtplaner ist überzeugt von der Planung, „wir haben so die Chance, als südlichen Abschluss der Lerchenäcker nochmals einen architektonischen Akzent zu setzen“. Unter anderem mit einem fünfstöckigen Gebäude, das Großmann als Landmarke bezeichnet.
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Geplant ist auch ein zweigeschossiges Parkdeck mit 150 Stellplätzen und der Option, noch ein drittes Geschoss draufsatteln zu können. Entweder für Parkplätze oder – was der Verwaltung lieber wäre – für weitere Büroflächen. Während des Baus werden Interimsparkflächen angelegt.
Kein Hin- und Herfahren zwischen den Gebäuden
Die Stadträte hakten nach, weil die öffentliche Straße die beiden Firmengelände durchtrennt. So bemerkte Gerhard Ketterer (CDU): „Es ist nicht üblich, dass eine Firma rechts und links der Straße Betriebsgebäude hat.“ Und er fragte nach: „Können die Querverbindungen gemeistert werden, ohne die Radfahrer und Fußgänger zu gefährden, die diese Passage weiterhin nutzen werden?“ Großmann konnte diese Bedenken zerstreuen: „Es werden keine Lastwagen oder Gabelstapler zwischen den Gebäuden hin- und herfahren.“ Trotzdem bleibt die Straße im öffentlichen Eigentum und ist weiterhin laut Großmann „der Highway für Fußgänger und Radfahrer zwischen der Stadt und dem Industriegebiet“.
Wer ins Industriegebiet möchte, soll weiterhin zwei verschiedene Möglichkeiten haben. Die Auto- und Lkw-Fahrer können das Gebiet von der B14 ansteuern, die Radfahrer und Fußgänger über die Brücke beim Wasserturm. Großmann will diese klare Trennung beibehalten, vor allem zur Sicherheit der Radler und Fußgänger, da es in diesem Bereich auch viel Freizeitverkehr gibt. Die Wege über die Felder und Fluren sind beliebt bei Spaziergängern, Sportlern und Hundebesitzern. Großmann: „Wir wollen keine zweite Einfahrt für Kraftfahrzeuge über die Brücke beim Wasserturm in die Lerchenäcker.“ Zumal ein solcher Verkehr auch zulasten der Bürger bei den Wohngebieten am Wasserturm ginge. Für den Fall, dass spätere Generationen dies anders sehen, gibt es eine Rückkaufoption. Das heißt: Wenn der Gemeinderat beschließt, es sollten auch Kraftfahrzeuge über die Brücke beim Wasserturm in die Lerchenäcker fahren können, dann muss Balluff jene Flächen abtreten, die für die dazu nötige Straße benötigt werden.
Gerhard Ketterer erinnerte zum Ende der Erläuterungen daran, dass sich Gewerbe und Industrie in einer Rezession befinden würden: „Insofern ist es umso erfreulicher, dass ein Unternehmen nach Backnang kommt, das solch ein großes Wachstumspotenzial hat.“ Und Stadtkämmerer Alexander Zipf prognostizierte: „Die Gewerbesteuer wird sicherlich attraktiv sein.“
Empfehlung Der Gemeinderat Aspach und der Ortschaftsrat Strümpfelbach haben dem Zweckverband ebenso einstimmig die Auslegung des entsprechenden Bebauungs- und Flächennutzungsplans empfohlen.
Lärm Entlang der B14 können die Gebäude wegen der Lärmbelastung nur eingeschränkt genutzt werden. So sind ab 65 Dezibel passive Schallschutzmaßnahmen vorgeschrieben oder die Nutzung nur als Lager oder nicht intensiv genutzte Arbeitsflächen erlaubt. Aber: Die überwiegende Fläche ist nicht vom Lärm betroffen. Der Abstand der Gebäude zur B14 braucht nicht 20 Meter zu betragen, wie in den Plänen vorgesehen, sondern darf auf 13 Meter unterschritten werden. Das wurde den benachbarten Firmen auch so erlaubt.
Umwelt Als Wärmequelle setzt Balluff auf oberflächennahe Geothermie und Fotovoltaikanlagen auf dem Dach. Dieses wird zudem begrünt. Durch die abschnittsweise Entwicklung des Gebiets kann mehr als die Hälfte des Erdaushubs von 19000 Kubikmetern vor Ort wieder eingebracht werden. Weil der Ackerboden im Baugebiet jedoch sehr hochwertig ist, kann die Ausgleichsmaßnahme nicht komplett innerhalb des Gebiets gestemmt werden. Um den gesamten Eingriff in die Natur zu kompensieren, wird in Alfdorf eine artenarme Fettwiese in einen Auenstreifen und eine Flachlandmähwiese umgewandelt, sodass dort wieder artenreiche Habitate entstehen können. Die Fläche liegt zwar nicht innerhalb der Vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft Backnang, aber immerhin innerhalb des Landkreises. Dies stimmte auch Willy Härtner (Grüne) milde: „Eigentlich stört es mich immer, wenn wir unsere Ökopunkte irgendwo jwd kaufen. Aber in diesem Fall ist das nicht weit weg, da kann man sogar selber mal nach dem Rechten schauen.“