So läuft es bei Mercedes und Porsche

Ein Mercedes-Werk bleibt deutlich unter seinen Möglichkeiten

Niedrige Absatzzahlen machen der Automobilbranche zu schaffen. Das schlägt sich auch auf die Auslastung der Werke nieder. Was hat das zu bedeuten?

Verregnete Tage auch für die Autohersteller: Die Absatzzahlen fallen insgesamt eher gering aus.

© dpa/Christoph Schmidt

Verregnete Tage auch für die Autohersteller: Die Absatzzahlen fallen insgesamt eher gering aus.

Von Alexander Roller/dpa

Rund 6,2 Millionen E-Autos könnten pro Jahr in Deutschland produziert werden. Doch die Produktionsstätten sind mitnichten voll ausgelastet. Im vergangenen Jahr gingen deutschlandweit nur 4,1 Millionen vom Band, zeigt eine Studie. Wie stehen die Hersteller aus der Region Stuttgart da? In welchen Werken von Porsche und Mercedes ist noch Luft nach oben?

Vor allem die Nachfrage nach E-Autos ist in Deutschland noch ausbaufähig. Die schwierigen Absatzzahlen von Stromern sind mit dafür verantwortlich, dass die Auto-Werke in Deutschland im vergangenen Jahr im Schnitt nur zu etwas mehr als zwei Dritteln ausgelastet waren. Der Datenspezialist Marklines hat die Auslastung aller Werke untersucht und ausgewertet.

Deutlich über dem von Marklines ermittelten Schnitt liegt in der Statistik das Porsche-Werk in Stuttgart-Zuffenhausen. Mit einer Auslastung von fast 100 Prozent liefen hier 2023 die Fahrzeuge zuverlässig vom Band. Und auch sonst schneidet der Sportwagenhersteller im Vergleich zur Konkurrenz gut ab: Im Werk in Leipzig betrug die Auslastung laut der Studie rund 85 Prozent.

Bei Mercedes-Benz ist das Bild diffuser. Am besten lief es laut der Studie im vergangenen Jahr in der Produktionsstätte in Ludwigsfelde. Marklines hat ermittelt, dass hier mehr Fahrzeuge als vorgesehen produziert wurden – dafür sei sogar eine zusätzliche Schicht benötigt worden.

An den anderen Mercedes-Standorten sah es anders aus. Überall wurde die eigentlich mögliche Kapazität laut der Erhebung unterschritten:

  • Im Werk in Rastatt, in dem hauptsächlich die A-Klasse gefertigt wird, lag die Auslastung bei rund 69 Prozent.
  • Ähnlich sah es laut Marklines bei den Mercedes-Werken in Bremen und Düsseldorf aus. Auch diese waren zu rund 69 Prozent ausgelastet.
  • Das Mercedes-Schlusslicht bildet in der Erhebung das Werk in Sindelfingen. Dieses hat von den genannten Werken die höchste mögliche Produktionskapazität, war 2023 aber nur zu rund 44 Prozent ausgelastet.

Doch was haben die geringen Auslastungszahlen für Folgen? Einige Autohersteller, wie zum Beispiel Audi haben schon früher reagiert und die vergleichsweise teuren Nachtschichten in Ingolstadt und Neckarsulm (Auslastung 2023: 67 Prozent) gestrichen. Auch bei Porsche und Mercedes wurde zuletzt entschieden, Schichten zu streichen. Bei der S-Klasse-Produktion fiel zum Beispiel eine Schicht weg.

„Alle müssen sich überlegen, wie viel Produktion man braucht und wo diese Produktionskapazitäten zu möglichst wettbewerbsfähigen Kosten aufgebaut werden“, sagt Branchenexperte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM). Langfristig werde es laut dem Branchenexperten in Europa kaum Wachstum geben. Mehr als eine Rückkehr zu dem Vor-Corona-Niveau von 2019 sei kaum zu erwarten.

Geringe Nachfrage nach E-Autos

Was bedeutet aber dieser Negativtrend nun für die Branche? Constantin Gall von der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY sieht zwar die punktuelle Überkapazität von Elektroautos, diese treffe aber nicht auf alle Standorte zu. Bei Verbrennern hingegen sehe die Lage sogar anders aus, besonders im Premium-Segment gebe es weiter lange Lieferzeiten. „Da haben wir alles, nur keine Überkapazität“, betont Gall.

Auch Branchenexperte Bratzel sieht die Gefahr, dass schlecht ausgelastete E-Auto-Werke geschlossen werden, nicht. Die geschaffenen Kapazitäten werden nämlich dann benötigt, wenn die Nachfrage nach Elektroautos wieder steige. „Da muss man genau hinterfragen, ob man diese kritische Marktphase jetzt nicht einfach auch überstehen muss“. Drosselungen in der Produktion sind demnach realistisch, Schließungen ganzer Standorte laut dem Experten aber eher unwahrscheinlich.

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Erstellt:
8. August 2024, 06:08 Uhr
Aktualisiert:
12. August 2024, 15:03 Uhr

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