Aspach vor der Gemeinderatswahl
Aspach ächzt unter der Last der Pflichtaufgaben. Diese zu erfüllen und gleichzeitig den Haushalt zu konsolidieren, dürfte die größte Herausforderung für das neu gewählte Gremium werden.
ASPACH. „Für den Film ,Aspach‘ stand der halbe Ort vor der Kamera“, hieß es in unserer Zeitung, als im vergangenen November der 84-minütige Spielfilm von Regisseur Koni Hansen im Backnanger Kino Universum Premiere feierte. Der rote Teppich wird in der Gemeinde aber wohl trotzdem nicht ausgerollt, denn die Sorgen, welche die Aspacher umtreiben, sind gewichtiger als die zumeist alltäglichen Problemchen ihrer Leinwandgenossen. „Die Konsolidierung des Haushalts wird die größte Herausforderung der kommenden Jahre sein“, betont Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff. Die finanzielle Lage der Gemeinde sei dermaßen prekär, dass die Kommunalaufsicht sogar die Aufnahme weiterer Kredite untersagt habe. Für das neu gewählte Gremium bedeutet das: Es braucht gute Lösungen und kreative Ansätze, um entweder die Einnahmen zu erhöhen oder die Ausgaben zu senken. „Im Rahmen von Klausurtagungen werden wir gemeinsam schauen müssen, was möglich ist“, so Welte-Hauff.
Untätig ist die Gemeinde in den vergangenen Jahren dennoch nicht gewesen. Große Erfolge seien die Einführung von Tempo-30-Zonen in den Ortsdurchfahrten und die Erschließung des Baugebiets Stegmühlenweg gewesen, sagt die Bürgermeisterin. „Wir haben außerdem in unsere Basisinfrastruktur investiert, etwa bei der Eigenwasserkonzeption, der Kläranlage und dem Breitbandausbau.“ Einige dieser Themen werden auch in den kommenden Jahren weiter Mittel binden, ebenso wie die Sanierung und Erweiterung der Conrad-Weiser-Schule, der Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses, das Baugebiet Jahnstraße und der Ausbau des Nahwärmenetzes. Die Ortskernsanierung, die auch einen Rathausanbau vorsieht, soll trotz des enger geschnallten Gürtels ebenfalls vorangetrieben werden. „Es ist nicht ohne Weiteres möglich, aus solchen Plänen auszusteigen, weil damit auch der Verbleib in den jeweiligen Förderprogrammen gefährdet wäre.“
Großen Wert legt man in Aspach auf die Entwicklung von altersgerechten Angeboten und familienfreundlichen Strukturen – die Bürgermeisterin spricht in diesem Zusammenhang gerne von der Gemeinde als „Mehrgenerationenhaus“. Die Auftaktveranstaltung zu einem Bürgerbeteiligungsverfahren rund um das Thema Pflege im März fand großen Zuspruch in der Bevölkerung. Gleichzeitig gibt es erste hoffnungsvolle Ansätze für die seit Langem gewünschte Verwirklichung eines Waldkindergartens.
Windpark sorgte zuletzt für heftige Debatten
Mit Sorge blickt man hingegen auf den Ausbau der Bundesstraße, bei welchem auf die Aspacher Interessen insbesondere im Hinblick auf den Lärmschutz zu wenig Rücksicht genommen werde. „Wir würden uns wünschen, dass der Straßenverlauf noch etwas von der Ortslage Großaspach abrückt“, erklärt Sabine Welte-Hauff. Auch die Zuverlässigkeit des Busverkehrs zwischen Aspach und dem Backnanger Bahnhof stellt man bei den aktuellen Planungen infrage. Überhaupt sind Verkehrsthemen in Aspach ein Dauerbrenner, sei es aufgrund des drohenden Wegfalls der Parkplätze entlang der Großaspacher Ortsdurchfahrt, der bisweilen gefährlichen Verkehrssituation in der Siemensstraße oder der nicht immer einwandfreien Straßenverhältnisse in den Bereichen der höher gelegenen Teilorte. Auch der Umgang mit den sommerlichen Großveranstaltungen im Fautenhau und insbesondere der damit verbundenen Verkehrs- und Lärmbelastung sorgt turnusgemäß für Gesprächsbedarf im Gremium. Das vielleicht heißeste Thema der vergangenen Monate, der von Uhl Windkraft geplante Windpark Aspach/Oppenweiler mit bis zu vier Anlagen auf Aspacher Gemarkung, dürfte in den kommenden Jahren weiter an Fahrt aufnehmen. „Uns liegen noch immer keine Anträge und damit nichts Konkretes vor und wir wollen nicht schon vorab verhärtete Fronten. Wir müssen uns dann sachlich damit auseinandersetzen können, wenn es darauf ankommt“, betont Sabine Welte-Hauff. Zweifellos werde über das Thema auch im Gemeinderat kontrovers gestritten, aber das gehöre zur Diskussionskultur. „Wir haben starke Charaktere im Gremium, die sich auch manchmal gegenseitig hochspielen. Ich lasse aber alle reden und es ist auch wichtig, dass diese Meinungen zugelassen werden, selbst wenn man sie vielleicht nicht teilt.“
Langjährige Gremiumsmitglieder scheiden aus
Auf eine gewisse Kontinuität im Gremium kann sich die Bürgermeisterin jedenfalls verlassen, denn es treten dieselben drei Listen an wie bei der Wahl 2019. Personell stehen dem Gemeinderat listenübergreifend jedoch einige Umbrüche bevor: Mit Peter Hanisch, Fraktionssprecher der CDU/Bürgerlichen Wählerliste, stellt sich ein langjähriges Mitglied des Gremiums nicht mehr zur Wahl. Sein Pendant aufseiten der Freien Wählervereinigung (FWA), Gerd Raichle, schied bereits im Januar auf eigenen Wunsch nach 35 Jahren im Gemeinderat aus. Peter Theilacker und Manuela Gassmann-Habele (beide FWA) haben sich ebenfalls gegen eine weitere Kandidatur entschieden. Udo Wruck, der 2019 noch für die SPD/Aspacher Demokraten in den Gemeinderat einzog und dem Gremium nach inhaltlichen Differenzen mit den Fraktionskollegen mittlerweile fraktionslos beiwohnt, tritt diesmal für die Liste FWA an.
Ziele und Kandidaten der CDU/BW
„Wir unterstützen den Bau von Seniorenwohnungen mit Pflegemöglichkeiten, damit unsere Seniorinnen und Senioren im gewohnten Umfeld alt werden können“, heißt es im Programm der Bürgerlichen Wählerliste. Es ist ein Aspekt in einem Zielkatalog, der von verlässlichen Kinderbetreuungsangeboten über die Förderung von Streuobstwiesen und die Erweiterung der mit PV ausgestatteten Dachflächen der Gemeinde bis hin zum Bau eines Feuerwehrgerätehauses reicht. Die Notwendigkeit zur Schaffung neuen Wohnraums sieht die Liste wohl, will dabei aber auf die Schließung innerörtlicher Baulücken setzen. Die CDU/BW wünscht eine Entwicklung, die auch den nachfolgenden Generationen eine Zukunft ermöglicht. Dabei werde auf ein gutes Arbeitsklima im Aspacher Gemeinderat über die Fraktionsgrenzen hinweg Wert gelegt. „Wir lehnen jede Form von Stimmungsmache und Populismus strikt ab.“
Für die CDU/BW kandidieren: Rainer Beiermeister (59), Produktentwickler; Dirk Bendrich (61), leitender Angestellter (ATZ); Christian Bewer (57), selbstständiger Maschinenbaumechanikermeister; Suse Diedrich-Tomski (66), Rentnerin; Tobias Dürr (30), Fachinformatiker; Petra Gentner (57), Krankenschwester; Wolfgang Klenk (41), Diplom-Ingenieur, Gruppenleiter; Hannah Nothstein (32), Sozialarbeiterin; Johannes Schaaf (53), Landwirt; Manuela Schatz-Linke (57), selbstständig (MS Mode); Andrea Schick (52), Erzieherin; Elena Schick (32), Wirtschaftsfachwirtin; Manuel Schick (32), selbstständiger Elektromeister; Andrea Schuhmacher (46), Bürokauffrau; Masood Talebiazar-Biermann (65), Arzt; Mounir Touma (43), geprüfter Betriebswirt Mercedes-Benz-AG, Inhaber Eiscafé am Rathaus; Ilva Tränkle (35), Lehrerin; Thorsten Weber (47), Betriebswirt (VWA).
Ziele und Kandidaten der FWA
Um die Gemeinde Aspach fit für die Zukunft zu machen, braucht es aus Sicht der FWA Investitionen in die Infrastruktur. So soll nicht nur die Wasserkonzeption vorangetrieben, sondern auch das Nahwärmenetz erweitert, das Breitbandnetz flächendeckend umgesetzt und das Radwegenetz ausgebaut werden. Außerdem fordert die Liste eine stärkere Berücksichtigung der Aspacher Interessen bei den Planungen zum Ausbau der Bundesstraße. Die Ausweisung neuer Wohngebiete sowie die Erweiterung des Gewerbegebiets Forstboden stehen ebenfalls auf der Agenda. Das Aspacher Landschaftsbild soll darunter aber nicht leiden. Stattdessen müssten Forst- und Landwirtschaft gefördert werden. Selbstverständlich verfolgt die FWA auch im sozialen Bereich Ziele, etwa die Förderung des Jugendtreffs, die Erhaltung der Grundschulstandorte und die Fortführung des Bürgerbusses.
Für die FWA kandidieren: Markus Kälber (58), Zimmermeister; Joachim Goller (57), Schreinermeister; Sonja Tränkle (51), Rechtsanwältin; Markus Kaumeyer (48), Polizeibeamter; Daniel Jacobi (28), Bankangestellter; Andreas Renz (57), technischer Mitarbeiter; Benjamin Jung (44), Physiotherapeut; Michaela Appel (44), Diplom-Verwaltungswirtin; Carmen Bach (44), Physiotherapeutin und Präventions- und Gesundheitsmanagerin; Friedrich Bäuerle (35), Transportunternehmer; Holger Bischof (53), Wassermeister; Lars Braun (30), Wirtschaftsingenieur; Andreas Esters (47), Industriemechaniker; Michael Fritz (42), Teamleiter; René Greulich (38), Metzgermeister; Michael Keller (45), Diplom-Chemie-
ingenieur; Steffen Wilhelm (52), Geschäftsführer; Udo Wruck (62), Kfz-Meister und Mechatroniktechniker.
Ziele und Kandidaten der SPD/AD
„Wir bekommen immer mehr Aufgaben aufgehalst“, heißt es aus den Reihen der SPD/AD, die damit insbesondere auf den hohen Schuldenstand der Gemeinde verweist. „Somit haben wir kein Geld für die Klimaziele mehr: Solaranlagen auf Gemeindedächern, Ausbau der Fernwärme und nachhaltige Sanierung unserer Gebäude.“ Trotzdem hat sich die Liste für die kommenden Jahre einige Ziele auf die Fahne geschrieben, unter anderem den Ausbau von Fahrradwegen und eine Busverbindung von Kleinaspach nach Oberstenfeld. Ein Anliegen sei außerdem der Ausbau des Kita-angebots. Die Liste kritisiert außerdem, dass der Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses in Großaspach immer wieder hinausgeschoben werde, obwohl es sich um eine Pflichtaufgabe handle. Auch hier ist die Finanzsituation der wesentliche Hemmschuh. „Den Platz dafür würden wir schon finden“, so die Aspacher Demokraten.
Für die SPD/AD kandidieren: Cordula Weeske (62), Betriebswirtin (FH); Wolfgang Schopf (67), Oberbrandmeister außer Dienst; Andrea Schünzel (57), Unternehmensberaterin; Walter Fritz (67), Gärtnermeister und Ausbilder im Ruhestand; Christina Kluth (36) IT-Produktmanagerin; Ahmad Badawi (23), Auszubildender Fachinformatik; Sonja Pauli (61), Exportsachbearbeiterin; Kahsay Ehdega (75), kaufmännischer Angestellter außer Dienst; Ingrid Hockauf (68), Rentnerin; Thomas Weisser (57), CAM-Programmierer.