Erich Schneider ist gestorben

Der frühere Landtagspräsident und Bürgermeister von Burgstetten hat stets das Verbindende gesucht – ob in der Politik oder auch durch sein ehrenamtliches Engagement, etwa für das ostafrikanische Land Burundi.

Erst im vergangenen Jahr feierte Erich Schneider seinen 90. Geburtstag. Archivfoto: Alexander Becher

Erst im vergangenen Jahr feierte Erich Schneider seinen 90. Geburtstag. Archivfoto: Alexander Becher

Von Lorena Greppo

Burgstetten. Im Alter von 90 Jahren ist Erich Schneider in der Nacht zum Donnerstag gestorben. Nach einer kräftezehrenden letzten Wegstrecke sei er friedlich zu Hause eingeschlafen, teilt seine Familie mit. Der Burgstettener war nicht nur Bürgermeister von Burgstall und nach dem Zusammenschluss auch von Burgstetten, sondern wirkte zudem lange Jahre im Kreistag und im Landtag mit – zehn Jahre davon gar als dessen Präsident. „Mit unserem Ehrenbürger, Bürgermeister und Landtagspräsidenten a.D. Erich Schneider verlieren wir einen hervorragenden, allseits geschätzten und beliebten Kommunalpolitiker, der sich mit ganzer Kraft sein Leben lang für das Allgemeinwohl eingesetzt hat. Das hatte er sich bis zuletzt zur Aufgabe gemacht“, würdigt ihn Burgstettens Bürgermeisterin Irmtraud Wiedersatz. Als gläubiger Christ habe er sich stets für seine Mitmenschen engagiert und sei dabei doch immer bescheiden geblieben. „Es war ihm immer eine Herzensangelegenheit zu helfen, wo er nur konnte.“ Wiedersatz spricht von einem „beispiellosen Einsatz zum Wohle der Gemeinde“.

Die Kindheit Erich Schneiders war keine einfache Zeit. 1933 in Altersberg bei Gschwend geboren, waren seine ersten Lebensjahre von Naziherrschaft und Krieg geprägt. „Krieg ist das Schlimmste, was der Mensch erleben kann“, hatte Schneider im vergangenen Jahr rückblickend gesagt. Hinzu kam, dass sein Vater starb, als Erich gerade einmal zwei Jahre alt war. Halt gab ihm in dieser Zeit der Glaube. Dieser befeuerte zudem Schneiders Wunsch, für andere da zu sein, welcher sein Handeln in verschiedenen Stationen seines Lebens prägte.

Unverhoffte Wahl in den Landtag

Als junger Erwachsener trat Erich Schneider eine Ausbildung in der Kommunalverwaltung an und bereits 1960, also im Alter von 27 Jahren, wurde er in Burgstall zum Bürgermeister gewählt. Eine seiner ersten Aufgaben war es hier, die Wasserversorgung der Gemeinde zu sichern. Und auch in späteren Jahren hatte Schneider schwierige Aufgaben zu bewältigen – allen voran die Gemeindereform, welche er in Form einer Fusion der Gemeinden Burgstall und Erbstetten mit Kirschenhardthof aktiv vorantrieb. Sein Engagement wurde ihm gedankt, denn 1971 wählten ihn die Bürgerinnen und Bürger der neu formierten Gemeinde Burgstetten zu ihrem Rathauschef. Zudem wirkte er als Kreistagsmitglied.

Von seiner Beliebtheit zeugte auch einige Jahre zuvor, 1967, seine Wahl in den Landtag Baden-Württembergs. Obwohl er zu jenem Zeitpunkt noch kein Mitglied war, trat Erich Schneider im Wahlkreis Backnang für die CDU an. Dass er sich gegen den hoch angesehenen und schon zweimal wiedergewählten sozialdemokratischen Abgeordneten Emil Erlenbusch durchsetzen würde, schien ein Ding der Unmöglichkeit. Doch der Burgstettener holte mit 33,3 Prozent der Stimmen das Mandat. Die Wahl habe ihn selbst überrascht, sagte er viele Jahre später. 1976 wurde er gar stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion unter Erwin Teufel. Funktioniert habe das alles nur, weil ihn seine Frau Gretel stets unterstützt habe. Die Zeit sei für seine Familie – das Paar hat drei Kinder – jedoch nicht leicht gewesen.

Weitere Themen

1979 gab Erich Schneider schließlich das Bürgermeisteramt ab, um sich ganz auf die Landespolitik konzentrieren zu können. So kam es dann auch, dass er 1982 zum Präsidenten des Landtags von Baden-Württemberg gewählt wurde und dieses Amt stolze zehn Jahre, bis zu seinem Ausscheiden als Abgeordneter, innehatte.

In seine aktive Zeit im Landtag fiel auch jene Zeit, als im ostafrikanischen Burundi aufgrund einer instabilen politischen Lage und nach mehreren Aufständen und Putschen nicht nur bittere Armut herrschte, sondern auch die medizinische Versorgung brachlag. Die Ruhr grassierte in dem Land. Zusammen mit allen vier damaligen Fraktionen des Landtags engagierte sich Erich Schneider für eine Verbesserung der Lebensumstände der Menschen dort. Arzneimittel wurden ins Land gebracht, Brunnen gegraben und die Bildung junger Menschen wurde gefördert. Der Burgstettener gründete darüber hinaus 1993 einen Stiftungsfonds für Burundi unter dem Dach des Christlichen Jugenddorfwerks Deutschlands (CJD). Dessen Präsident war Schneider zudem ab jenem Jahr bis 2008.

Und noch in einer anderen Sache war der Burgstettener aktiv: Gemeinsam mit dem damaligen Bürgermeister von Straßburg gründete Erich Schneider die Vereinigung der Regionen Europas – eine Initiative für Subsidiarität im europäischen Kontext. Doch nicht alles in seinem Leben war auf die große Politik ausgerichtet: Auf lokaler Ebene setzte sich Schneider unter anderem für das Bädle in Erbstetten ein.

Im vergangenen Jahr durfte Erich Schneider gleich zwei ganz besondere Anlässe feiern: Im April begingen er und seine Frau Gretel das Fest der eisernen Hochzeit. Und im August stand sein 90. Geburtstag an. Zu diesem Anlass erwiesen zahlreiche Weggefährten sowie Politiker und Vertreter verschiedener Organisationen ihm die Ehre, darunter seine spätere Nachfolgerin im Amt, Landtagspräsidentin Muhterem Aras, sowie der einstige Ministerpräsident Baden-Württembergs Erwin Teufel. „Es war ihm ein wichtiges Anliegen, bei diesem Anlass allen ihm verbundenen Menschen für die Zusammenarbeit auf unterschiedlichsten Teilstrecken seines reichen Lebens zu danken“, blickt seine Familie zurück.

Abschied von Erich Schneider Der Abschiedsgottesdienst in der evangelischen Laurentiuskirche mit anschließender Bestattung auf dem Friedhof Erbstetten ist für Freitag, 16. Februar, 13.30 Uhr angedacht.

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Erstellt:
9. Februar 2024, 06:00 Uhr

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