Good Neighborhood gewinnt den Nachwuchswettbewerb
Der Musikwettbewerb war in diesem Jahr wieder ein gutes Beispiel, dass es nicht auf Quantität, sondern auf Qualität ankommt. Elf Bands und Einzelkünstler aus dem süddeutschen Raum begeistern das Publikum. Der Wolle-Kriwanek-Preis geht an die Backnanger Band Common Market.
Von Simone Schneider-Seebeck
Backnang. Fast pünktlich ging es los – das 52. Nachwuchsfestival auf dem Backnanger Straßenfest. Und zwar mit einem lauten und fulminanten Start durch die Begleitband, die hochprofessionell mit Felix Meyerle (Keyboard), Patrick Müller (Bass), Steffen Münster (Gitarre) und Steffen Fritz (Schlagzeug) besetzt ist. Insgesamt elf Bands treten auf und sorgen für beste Stimmung auf dem Obstmarkt, der sehr gut gefüllt ist und es auch den Sonntagnachmittag über bleibt. Wenn zwar zu Beginn die Sonne noch kräftig auf den Platz scheint und nicht nur die sechsköpfige Jury ordentlich ins Schwitzen bringt, sorgen bald Wolken und sogar ein leichter Wind für geradezu optimale Feiertemperaturen.
Seit zwei Jahren spielt die Gewinnerband Good Neighborhood in der aktuellen Konstellation zusammen, gegründet hat sich die Band bereits vor fünf Jahren. Angefangen hatten sie mit Covers, bis sie schließlich dazu übergegangen sind, eigene Songs zu schreiben. „Klitzekleine Zeilen“ macht gute Laune und die Jungs, im Durchschnitt 18 Jahre alt, haben sichtlich Spaß bei ihrem Auftritt, ebenso wie das Publikum. „Wir haben mit gar nichts gerechnet, es waren starke Kandidaten dabei“, freuen sich die Jungs über ihren ersten Platz. Was sie mit der Prämie über 1000 Euro anfangen werden? Ihr nächstes Ziel ist es, eine EP herauszubringen. Da ist der Gewinn sicher hilfreich.
Die jüngste Sängerin ist erst 13 Jahre alt
Die 23-jährige Leonie Horst aus Kirchheim unter Teck überzeugt mit einer eigenen Interpretation des Stücks „Warrior“ von Demi Lovato – und landet auf dem zweiten Platz. Bereits mit fünf Jahren hatte sie ihre Liebe zum Gesang entdeckt. Den dritten Platz erreichte Banquet Rebellion mit ihrem selbst geschriebenen Song „Something Big“.
Die jüngste Einzelkünstlerin ist Matilda Getto aus Schwetzingen, die mit ihrer flotten Eigenkomposition „Niemals schöner“ allein am Keyboard auftrat. Ihre Message: „Genießt jeden Moment, egal wie alt ihr seid.“ Eine ausgesprochen weitsichtige Aussage für eine 13-jährige Künstlerin. Locker und launig moderierte SWR-3-Moderator Jochen Graf den Wettbewerb. So machte er auf den sportlichen Aspekt von Chris Balogs Eigenkomposition „Zeit“ aufmerksam. Denn neben der Gitarre betätigt der Sänger auch seinen Percussionkoffer – mit den Füßen: „Da kommen beim Song ein paar Schritte zusammen.“
Nachwuchsfestival beim 52. Backnanger Straßenfest
14 statt 12 Teilnehmer haben in diesem Jahr beim Nachwuchsfestival um den ersten Platz gesungen.
Kulturamtsleiter Johannes Ellrott freute sich besonders, dass auch aus seiner Heimatstadt Nürnberg eine Teilnehmerin dabei war. Weit über Backnangs Grenzen hinaus habe das Nachwuchsfestival Talente angezogen, aus dem ganzen süddeutschen Raum seien diesmal junge Künstlerinnen und Künstler dabei. „Dieses Jahr ist es unfassbar hochwertig, vielseitig und ideenreich“, jeder Act sei auf seine Weise beeindruckend, stellt er zufrieden fest.
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Da gab es eine Mischung von ausgesprochen schnellem Rap und Gesang mit Tanzeinlagen von Isabell Sowa, eine Mischung von Neosoul und Alt-R&B mit einem Hauch von Jazz und Latineinflüssen – kein Wunder, hatte Lia J (Julia Hornschuh) doch einige Zeit in Mexiko verbracht und sich von diesem Land inspirieren lassen. Neben Songs zum Abtanzen war auch Ruhigeres geboten, etwa von der Weissacherin Carolin Becker, die mit „Thankful“ von Beth Hart auftrat. Und dass Lehrer durchaus auch mal inspirierend sein können, zeigte Deniz-Can Acici mit seiner rauen und beeindruckend tiefen Stimme. „Mein Lehrer hat mich ein bisschen gezwungen“, verriet er dem Publikum auf die Frage nach dem Beginn seiner Gesangserfahrungen. Und wieder ganz anders klang der vorerst letzte Act des Abends: Woinem Brass traten mit 15 Musikerinnen und Musikern zwischen zwölf und 43 Jahren auf und spielten ein Daft-Punk-Medley – auf Blasinstrumenten.
Sonderpreis geht an noch junge Band
Und schließlich hieß es: Warten auf die Juryentscheidung. Wobei die Künstlerinnen und Künstler das eigentlich relativ entspannt sahen. So wurde hinter der Bühne zum Liveauftritt des Nachwuchsfestivalgewinners von 2022 Beat32 ordentlich mitgetanzt. Begeistert von diesem Nachmittag war etwa Deniz-Can Acici: „Das ist mein erster größerer Auftritt“, verriet der 23-Jährige aus Kirchheim unter Teck. „Das war schon sehr geil, ich konnte das erste Mal die Sau rauslassen.“
Erst rund neun Monate spielen Common Market zusammen, eine Band, die sich aus einer Musik-AG heraus gegründet hat. Der Jüngste ist 13, der Älteste 17 Jahre alt. Beim Straßenfest mitzumachen sei eine coole Erfahrung. „Das Publikum war richtig geil“, freuen sich die Musiker. „Und das Wetter hat mitgespielt.“ Es hat ihnen richtig Spaß gemacht – und diese Begeisterung zusammen mit der rasanten Eigenkomposition „Praise the living“ wurde schließlich auch mit dem Wolle-Kriwanek-Preis belohnt, den Irmi Kriwanek der Gruppe überreichte.
Bilder aller teilnehmenden Bands gibt es in unserer Bildergalerie unter www.bkz.de.
Gewinner Platz 1: Good Neighborhood (Joachim und Johannes Gross, Lennart Stanke, Ben Onken, Tim Opitz) aus Winterbach mit „Klitzekleine Zeilen“; Platz 2: Leonie Horst aus Kirchheim unter Teck mit „Warrior“; Platz 3: Banquet Rebellion (Madeline Rebel, Ricardo Blum, Richard Popp, Florian Fäustle) mit „Something big“; Wolle-Kriwanek-Preis: Common Market (Joshua Heißwolf, Dragos Bute, Hannes Tiedt, Janek Burr, Jonathan Lipp) mit „Praise the living“.
Weitere Teilnehmer Matilda Getto („Niemals schöner“), Chris Balog („Zeit“), Isabel Sowa („Baby wow“), Lia J („Levitate“), Carolin Becker („Thankful“), Deniz-Can Acici („Pocahontas“), Woinem Brass (Daft-Punk-Medley).
Jury In diesem Jahr setzte sich die Jury aus sechs Mitgliedern zusammen. Seit 13 Jahren dabei ist Christian Langer (Singer-Songerwriter der A-cappella-Gruppe Füenf). Singer-Songwriter Yahya Salman, der vor zehn Jahren selbst beim Nachwuchsfestival teilgenommen hat, tritt seit über 13 Jahren auch auf internationalen Bühnen auf. Das Popbüro Stuttgart wurde durch Leonieke Flanders vertreten, die zum ersten Mal überhaupt in Backnang ist. Holger Hummel mit Backnanger Wurzeln ist bei d&b Audiotechnik als technischer Redakteur tätig, Simone Schneider-Seebeck vertritt die Backnanger Kreiszeitung und zum ersten Mal dabei war SWR-3-Moderator Josh Kochhann.