Viel Lob für das IBA-Projekt im Blütengarten

Der Backnanger Gemeinderat bringt den Bebauungsplan für das gemeinschaftliche Wohnprojekt auf den Weg.

Die „Dorfstraße“ verbindet die vier geplanten Häuser (dunkle Fassade) und das weiße Bestandsgebäude. Visualisierung: Plus Bauplanung

Die „Dorfstraße“ verbindet die vier geplanten Häuser (dunkle Fassade) und das weiße Bestandsgebäude. Visualisierung: Plus Bauplanung

Von Kornelius Fritz

Backnang. Ein neues, innovatives Wohnprojekt möchte das Ehepaar Pinnel in Backnang verwirklichen und weiß den Gemeinderat auf seiner Seite. Ohne Gegenstimme hat das Gremium gestern Abend der Aufstellung eines Bebauungsplans für das 3200 Quadratmeter große Grundstück der ehemaligen Gärtnerei Bauer zugestimmt, das zwischen den Straßen Im Blütengarten und Im Heimgarten liegt.

Wie bereits berichtet, wollen Caroline Hafner-Pinnel und Thomas Pinnel aus Oppenweiler direkt neben dem Hebammenhaus, bei dem das Ehepaar ebenfalls der Investor war, vier Gebäude mit insgesamt zehn Wohnungen errichten. Zusammen mit zwei Wohnungen in einem Bestandsgebäude, das erhalten wird, sollen auf dem Gelände eines Tages bis zu 45 Personen leben. Zusätzlich sind auch noch drei kleinere Gewerbeeinheiten geplant.

Das Besondere an dem Projekt ist, dass die privaten Wohnflächen vergleichsweise klein ausfallen, es zusätzlich aber Gemeinschaftsräume geben soll, die allen Bewohnerinnen und Bewohnern zur Verfügung stehen. Unter anderem ist auch eine sogenannte Clusterwohnung mit sieben Apartments geplant, deren Mieter zwar eigene Schlaf- und Badezimmer haben, sich aber Küche und Wohnbereich teilen. Das Projekt soll damit auch einen Beitrag gegen Anonymität und Vereinsamung leisten.

„Wir wollen Begegnungsorte schaffen und Gemeinschaft fördern“, erklärt Architekt Lukas Brenner vom Büro Plus Bauplanung aus Neckartenzlingen. Auch bei der Bauweise wollen Investoren und Architekt neue Wege gehen: Die Holzhäuser sollen nämlich eine Dämmung aus Stroh bekommen und mit Lehm verputzt werden. In drei Jahren will die Stadt das innovative Projekt im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) präsentieren, die 2027 in der Region Stuttgart stattfindet.

Heinz Franke hat Bedenken wegen der Höhe der Gebäude

Im technischen Ausschuss des Gemeinderats, wo das Projekt bereits in der vergangenen Woche präsentiert wurde, gab es viel Lob für die Pläne. Meike Ribbeck würde am liebsten selbst einziehen: „Es macht Lust, dort zu wohnen“, stellte die Stadträtin von der Christlichen Initiative Backnang (CIB) fest. Auch SPD-Fraktionschef Heinz Franke überzeugt das Konzept: „Das ist wirklich mal etwas anderes.“ Bedenken äußerte Franke allerdings wegen der Höhe der dreistöckigen Häuser. „Das passt nicht so gut in die Umgebung“, befürchtet der SPD-Stadtrat. In der Nachbarschaft finden sich viele Einfamilienhäuser, aber auch einige Gebäude in ähnlicher Höhe. Tobias Großmann, Leiter des Stadtplanungsamts, teilt Frankes Sorge daher nicht: „Die Grundstruktur der Straßenräume bleibt erhalten.“ Auch CDU-Stadtrat Gerhard Ketterer erklärte, er halte die Höhe für angemessen.

Weitere Themen

Die Dämmung aus Stroh machte Grünen-Fraktionschef Willy Härtner Sorgen. Er befürchtet, dass sich Mäuse in den Wänden einnisten könnten. „Das hängt davon ab, wie man die Wände konstruiert“, entgegnete Architekt Lukas Brenner. Geplant sei, das Stroh in stark gepresster Form in die Holzkonstruktion einzubringen und die Wände anschließend mit einer Lehmschicht abzudichten. „Mäuse sollten da kein Thema sein“, erklärte Brenner.

Hohe ökologische Standards sind dem Architekten nicht nur beim Bau, sondern auch beim Betrieb der Wohnanlage wichtig. Diese soll an das bestehende Fernwärmenetz angeschlossen werden, zusätzlich aber auch selbst Energie erzeugen. Die Südseiten der Dächer werden deshalb mit Solarmodulen ausgestattet. „Wir denken auch über einen Stromspeicher nach“, verriet Lukas Brenner. Nach Norden hin sollen die Dächer begrünt werden.

Oberirdische Stellplätze statt Tiefgarage

Um die Wohnungen günstig anbieten zu können, verzichten die Bauherren bei drei der vier geplanten Gebäude auf eine Unterkellerung. Auch eine Tiefgarage soll es nicht geben. Trotzdem betonte Erster Bürgermeister Stefan Setzer, dass der „Backnanger Stellplatzschlüssel“ eingehalten werde: „Da wird nicht getrickst.“ An vier Stellen auf dem Gelände sind insgesamt
22 oberirdische Parkplätze vorgesehen.

Investor Thomas Pinnel bekräftigte noch einmal den Wunsch, die künftigen Mieter bereits in der Planungsphase miteinzubeziehen. Erste Interessenten hätten sich bereits bei ihm gemeldet. Auch für die drei gewerblichen Flächen sind die Eigentümer nach eigener Aussage schon in Gesprächen mit verschiedenen Dienstleistern, unter anderem einem Kieferorthopäden, einer Unternehmensberaterin und einer Friseurin.

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Erstellt:
2. Februar 2024, 06:00 Uhr

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