Wer kandidiert für den Kreistag?
Sieben Parteien und Gruppierungen stellen sich zur Wahl. Zu verzeichnen sind ein hoher Männeranteil und ein recht hoher Altersschnitt.
Rems-Murr. 76 Kreistagssitze sind zu vergeben, mit Ausgleichssitzen sind jedoch bis zu 91 Kreistagsmitglieder möglich. Über die Zulassung der Wahlvorschläge hat der Kreiswahlausschuss in seiner Sitzung am 4. April entschieden und 642 Kandidatinnen und Kandidaten von Parteien und Wählervereinigungen zugelassen: CDU, SPD, Freie Wähler, Bündnis 90/Die Grünen, FDP-FW, AfD und ÖDP/Parteifreie Bürger. Diese Gruppierungen sind bereits im aktuellen Kreistag vertreten. Sie treten in allen zwölf Wahlkreisen im Rems-Murr-Kreis an. Die Reihenfolge der Parteien und Wählervereinigungen auf den Stimmzetteln richtet sich nach dem Stimmenergebnis bei der letzten Kreistagswahl 2019. Jede wahlberechtigte Person hat bei der Kreistagswahl so viele Stimmen, wie es Sitze im Wahlkreis gibt.
Jede der sich bewerbenden Parteien und Wählervereinigungen hätte für die Kreistagswahl insgesamt 110 Kandidaten aufstellen können – für alle zwölf Wahlkreise zusammen. Diese Zahl hat keine der Gruppierungen ausgeschöpft. Drei Aspekte fallen bei genauerer Betrachtung der Listen auf: Das Bewerberfeld ist männlich geprägt, im Schnitt über 50 Jahre alt und in überwältigender Mehrheit deutsch. Bei erstem Punkt fällt die Auswertung je nach Partei oder Wählervereinigung sehr unterschiedlich aus, beim zweiten und dritten Aspekt ergeben sich hingegen meist nur wenige Unterschiede.
Frauenanteil: Bei den Grünen über dem Schnitt, bei der AfD weit darunter
Im Schnitt sind nur 37,4 Prozent der Listenmitglieder weiblich. Den höchsten Frauenanteil weisen die Grünen mit 53 Prozent auf. Auf den Spitzenpositionen (Platz eins bis drei der jeweiligen Liste) sind die Kandidatinnen sogar überrepräsentiert, hier finden sich 64 Prozent Frauen. Die Spitzenposition auf der Liste hat bei den Grünen sage und schreibe auf zehn von zwölf Listen eine Frau inne. Beim Frauenanteil auf den Listen insgesamt folgen auf die Grünen die SPD mit 41 Prozent, die FDP-FW mit 38 Prozent, die CDU mit 35 Prozent, die Freien Wähler mit 34 Prozent und die ÖDP/Parteilosen mit 26 Prozent. Betrachtet man, wie der Frauenanteil auf Listenplatz eins ist, so sind es bei der SPD und den Freien Wählern jeweils ein Drittel, bei der FDP-FW und ÖDP/Parteilose jeweils ein Viertel, die CDU fällt mit 17 Prozent (zwei Spitzenpositionen auf zwölf Listen) aus dem Rahmen. Die rote Laterne hat aber in Sachen Frauenanteil die AfD inne: Insgesamt machen Frauen nur 23 Prozent ihres Kandidatenfelds aus, auf Listenplatz eins sind sie überhaupt nicht zu finden.
Betrachtet man die Altersverteilung, so kann sich keine der Listen mit einem besonders niedrigen Schnitt rühmen – dieser liegt nämlich bei allen Listen bei über 50 Jahren. Zwar hat die Landesregierung zu den Kommunalwahlen 2024 das Alter für eine Kandidatur erstmals bundesweit auf 16 Jahre gesenkt, in diesem Altersbereich findet sich aber auf keiner der Listen ein Kandidat oder eine Kandidatin. Erweitert man die Alterskohorte auf 24 Jahre, so bessert sich die Situation etwas. 11,4 Prozent macht diese Altersgruppe in der Bevölkerung des Rems-Murr-Kreises aus. Am nächsten an diesen Wert kommt die CDU, auf deren Listen immerhin 9,4 Prozent der Kandidatinnen und Kandidaten zwischen 16 und 24 Jahren ist. Dicht darauf folgt die FDP-FW mit 8,3 Prozent. Erstaunlich hierbei: Im Wahlkreis Backnang stehen auf der FDP-FW-Liste sieben (von neun) Personen unter 25 Jahren. Fehlanzeige heißt es hingegen bei den Freien Wählern und der ÖDP/PL – Listenmitglieder unter 25 Jahren sucht man vergebens.
Betrachtet man nun das andere Extrem, also Kandidatinnen und Kandidaten über 65 Jahren, so liegt hier die AfD mit einem durchschnittlichen Anteil von 32,2 Prozent auf den Listen vorn, gefolgt von der SPD (28,3 Prozent). Besonders gering ist die Quote der Bewerberinnen und Bewerber im Rentenalter bei der CDU (14,6 Prozent) und der FDP-FW (16,5 Prozent).
Für die Kreistagswahl sind auch ausländische EU-Bürgerinnen und Bürger kandidaturberechtigt. Sie machen im Rems-Murr-Kreis knapp acht Prozent der Bevölkerung aus. Im Bewerberfeld sind sie hingegen durch die Bank unterrepräsentiert. Insgesamt stellen sich nur elf EU-Bürgerinnen und Bürger zur Wahl, darunter vier auf den Listen der Freien Wähler (3,7 Prozent aller Kandidatinnen und Kandidaten) und jeweils zwei Personen für CDU (1,9 Prozent) und AfD (2,3 Prozent). Für die SPD (0,9 Prozent), die Grünen (1,0 Prozent) und die FDP-FW (0,9 Prozent) tritt jeweils eine ausländische Person an. log