Beim BKZ-Wandertag rund um Bruch dreht sich alles um die Welt der Bienen

BKZ-Wandertag Die zertifizierte Bio-Imkerin Tanja Fichtl liefert auf dem ’s-Äpple-Weg in Weissach im Tal Wissenswertes rund um die Haltung ihrer Völker und um die Honigherstellung im Täle.

Tanja Fichtl und Werner Wallenstein (Mitte) haben eine ganze Bienenwabe mitgebracht.

© Dietmar van der Linden

Tanja Fichtl und Werner Wallenstein (Mitte) haben eine ganze Bienenwabe mitgebracht.

Weissach im Tal. Ein wenig Verwirrung ob des Treffpunkts und aufgrund des großen Zuspruchs knappe Parkmöglichkeiten auf dem Parkplatz zwischen Bruch und Lutzenberg konnten rund 80 Wanderbegeisterte auch beim dritten BKZ-Wandertag nicht aufhalten. Eine der kürzesten Schleifen am rund 84 Kilometer langen ’s-Äpple-Weg wurde gewandert. „Auf dem sechsten Abschnitt laufen wir nur etwa 5,4 Kilometer“, kündigte Wanderführer Bernhard Engelmann an. Mit ihm bewanderten neben den 80 Zweibeinern auch noch drei Vierbeiner die Strecke durch die idyllische Natur rund um das Örtchen Bruch in Weissach im Tal.

Bei der dritten Tour entpuppten sich viele Teilnehmer als „Wiederholungstäter“, so manch einer erblickte bereits bekannte Gesichter. Das senkte die Hemmschwelle für allein anreisende Wanderer wie etwa Hilde Kunzi aus Kirchberg. „Bei der ersten Tour war mein Auto voll, heute hatten alle anderen keine Zeit. Das hat mich ein bisschen Überwindung gekostet, aber jetzt bin ich froh, dass ich gekommen bin.“

Ähnlich ging es Rita Nasz. „Ich bin heute alleine hier, aber es ist einfach der perfekte Start ins Wochenende“, findet die Burgstallerin. „Ich wollte mit meiner Familie schon lange den ’sÄpple wandern und wenn alles organisiert ist und man nur mitwandern muss, ist das sehr entspannt.“

Damit künftige Wanderer die Strecke ebenso problemlos erleben können, verteilte Bernhard Engelmann fleißig Aufkleber mit QR-Codes entlang der Wegstrecke. „Wenn man sie scannt, kann man Probleme auf dem Weg sofort melden“, erklärte der Wanderführer und ergänzte: „Zwar keine persönlichen Probleme auf der Wanderung, aber einen Ast, der irgendwo im Weg liegt, den kann man dort gerne eintragen.“

Wissen rund um die Honigproduzenten

Die Wanderung stand inhaltlich ganz im Zeichen der Biene, Tanja Fichtl aus Oberbrüden lockerte die Tour mit fachlichem Input auf. Nach zehn Jahren als Imkerin besitzt sie mittlerweile 50 Bienenvölker. Das eher nasse Frühjahr brachte ihren Bienen in diesem Jahr reichlich Nahrung, vor allem im Frühsommer. „Hier im Weissacher Tal finden die Bienen sehr lange viel unterschiedliche Nahrung“, schwärmte die Imkerin. Darum verkauft sie keinen speziellen Honig wie Tannen- oder Blütenhonig, sondern nach den jeweiligen Jahreszeiten produzierten Frühjahrs- oder Sommerhonig.

Doch auch die vielfältigste Nahrungsquelle versiegt allmählich im Lauf des Sommers. „Jetzt müssen auch wir mit Zucker zufüttern“, erklärte Tanja Fichtl. Als zertifizierte Bio-Imkerin greift sie dafür zu speziellem Bio-Zucker. Mehr Platz muss sie ihren Bienen für den Bio-Honig nicht schaffen, erklärte sie schmunzelnd: Die mögen es kuschelig und eng. Zudem klärte sie über das Leben ihrer Tiere auf, denn bei den „fleißigen Bienchen“ handelt es sich nicht nur um ein Sprichwort: Tatsächlich sterben die Arbeiterbienen im Sommer bereits nach wenigen Wochen an „Burn-out“, wie es im heutigen Arbeitsleben der Menschen wohl bezeichnet werden würde. „Die Königin regiert ihr Volk dagegen oftmals mehrere Jahre“, so Tanja Fichtl. Doch das Ende des Oberhaupts naht ebenfalls unausweichlich: Wenn die Bienenkönigin älter und schwächer wird, zieht sich das Volk eine Tochter der Königin als ihre Nachfolgerin heran, die alte hat dann ausgedient.

Beim BKZ-Wandertag entdecken 80 Wanderer die Schönheit des Weissacher Tals – inklusive tierischer Begegnungen. Fotos: Dietmar van der Linden

© Dietmar van der Linden

Beim BKZ-Wandertag entdecken 80 Wanderer die Schönheit des Weissacher Tals – inklusive tierischer Begegnungen. Fotos: Dietmar van der Linden

Im Moment beschäftigen die Imkerin vor allem zwei Probleme. Zum einen die Varroamilbe, der tödlichste Feind der Biene. Sie muss vor dem Winter weitgehend ausgerottet werden, sonst ist das Überleben des ganzen Volks bedroht. Dazu kommt, dass Fichtl in diesem Jahr viel Melezitosehonig (auch Zementhonig genannt) in ihren Bienenwaben findet. Der eher feste Honig stammt vom Honigtau bestimmter Läuse der Rottanne und Lärche. Diese sorgen für einen höheren Glukose- anstelle von Fruktoseanteil im Honig und lassen ihn schneller kristallisieren. „Er ist sehr lecker“, sagte Tanja Fichtl, „aber er lässt sich nicht schleudern, weil er zu fest in den Waben sitzt.“ Für den Verkauf sei der Honig darum ebenfalls nicht geeignet. Für weitere Fragen und den Austausch mit einigen Imkerkollegen war Tanja Fichtl auch im Lauf der Wanderung noch zu haben.

Gerhard Wieland aus Sulzbach besitzt aktuell fünf Bienenvölker, die er von einem Bekannten übernommen hat, der aufgrund seines hohen Alters aufhören wollte. „Man will ja, dass es weitergeht, und die Bienen sind auch für die Natur immens wichtig“, sagte Wieland. Denn wie zu Beginn der Wanderung schon Jan Hutzenlaub vom Schwäbischen Mostviertel betont hat: „Ohne Bienen gibt es kein Leben mehr. Kein Obst, kein Gemüse, überhaupt gar keine Pflanzen könnten sich vermehren.“ Die Früchte der Arbeit der fleißigen Bienchen waren auch während der Wanderung weithin sichtbar.

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Denn nach dem ersten, angenehm kühlen Wanderabschnitt durch den Wald ging es später an zahlreichen Streuobstwiesen vorbei. Eine Wanderin konnte den Zwetschgen an einem Baum nicht widerstehen. „Die sind schon reif“, bestätigte sie nach der Geschmacksprobe. Unbekannte Baumfrüchte konnten durch die Schwarmintelligenz ebenfalls identifiziert werden. „Das sieht aus wie eine Esskastanie, aber die Blätter am Baum passen nicht dazu“, wunderte sich eine Frau. Nach kurzer Recherche zeigte sich: „Es ist eine Schwarznuss“, bestätigte Naturparkführerin Andrea Schad.

Den Honig frisch aus der Wabe gelöffelt

Nach rund zwei Stunden Gehzeit durfte auch die Verpflegung der fleißigen Wanderer nicht zu kurz kommen: Wie schon in der vergangenen Woche wartete das Weissacher Regiostreunerle auf die Rückkehrer. Nach einem kühlen Apfelschorle und einer Scheibe Brot vom überlangen Brotlaib gab es noch eine süße Versuchung: Tanja Fichtl hatte nicht nur Blütenpollen und ihren Honig in den Wanderrucksack gepackt, sondern sogar eine ganze Bienenwabe. Den Honig direkt aus der Wabe löffeln, frischer geht’s doch gar nicht, davon waren die Wanderer überzeugt.

Die nächste Wanderung wird in Sulzbach stattfinden. „Dann schauen wir, dass wir wieder dabei sind“, sagte eine Teilnehmerin, die selbst in Sulzbach wohnt. Sie war mit ihrem Mann in Bruch zum ersten Mal bei der Wanderung dabei, könnte aber durchaus selbst bald zur treuen Stammwanderschaft zählen. „Wir haben den ’s-Äpple-Weg schon zweimal komplett mit dem Fahrrad abgefahren, aber zu Fuß sieht man so viel mehr“, findet sie.

Vierte Wanderung Am Freitag, 16. August, findet keine Wanderung statt. Weiter geht es am 23. August. Dann wird um 14 Uhr in Sulzbach an der Murr gewandert. Los geht es an der Festhalle, dort sind ausreichend Parkplätze vorhanden. Thematisch geht es um Klimastress und Trockenheit. Die Strecke führt an dem ’s-Äpple-Abschnitt 14 entlang und ist etwa 5,3 Kilometer lang. Als Experten sind Siegfried Kienzle und Sulzbachs Revierförster Axel Kalmbach dabei.

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Erstellt:
12. August 2024, 06:00 Uhr

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